„Die Stimmung kippt“

Das Home Office und die Motivation in Zeiten von Corona

Eine meiner Führungskäfte berichtete im Coaching, dass es anfangs ja ganz lustig gewesen sei, sein Team virtuell zu führen. Doch mittlerweile macht sich Ernüchterung breit.

„Das sich Einrichten mit der digitalen Welt war beschäftigend. Dass es überhaupt irgendwie weiter geht, hat alle ermutigt. Der Kontakt über Teams oder Zoom war ein Trost. Als Führungskraft musste man sich eindenken. Wer braucht was? Wie viel Zuwendung braucht der Einzelne? Was muss alles geregelt werden in der Zusammenarbeit? Wer kann sich gut organisieren? Jeden Tag ein Meeting am Morgen? Würde das zu viel werden? Oder doch zu wenig?“

Jetzt nach 5 Monaten mit teilweiser Rückkehr ins Office, sind alle in der Wirklichkeit von Corona angekommen. Es nervt. Es ist einsam. Die Gruppe A sieht die Gruppe B nicht. Die Führungskraft sieht zwar alle, aber eben nur alle 14 Tage. Die Stimmung kippt.

Daher die Frage: Wie kann ich mein Team motivieren?

Die Anstrengung als Führungskraft ist größer. Die Aufgabe „Führen“ hat absolute Priorität. Jetzt zahlt sich aus, wenn ich als Führungskraft mein Team, über die Aufgabe hinaus, gut kenne.

Joshua Kimmich brachte es auf den Punkt. Er wurde nach dem Sieg gegen Paris Saint Germain gefragt, wie es sein Trainer Hansi Flick geschafft habe, in so kurzer Zeit, eine sich gegenseitig bis zum Letzten aufopfernde Mannschaft, zu bilden. Seine Antwort:“ Er sieht in uns nicht nur den Fußballer, der seine Strategie umsetzt. Er sieht halt auch den Mensch in uns!

Das ging mir runter wie Öl. Eine so banal wirkende Erkenntnis. Sie stimmt einfach immer und mehr denn je. Auch remote muss es der Führungskraft gelingen, den Menschen im Mitarbeiter zu erreichen. Noch vor den Regelungen und Abstimmungsprozessen. Zuerst kommt der Mensch! Dann die Aufgabe. Dann das „Wie“. Ich muss mir die Mühe machen, jeden individuell zu sehen und seine Bedürfnisstruktur bedienen. Aus Überzeugung und aus ganzem Herzen. Nicht als Tool. Da uns remote viel Wirkung genommen wird, braucht es eine Überdosis an Kommunikation. Auch über Sorgen, Ängste, Freude, Verständnis. Den Dialog fördern, auch mit „emotionalen“ Fragen und sie zu vertiefen ist wichtig. Wie bei jedem Veränderungsprozess scheint hier die Phase der Trauer ein zu setzen. Die Führungskraft ist jetzt Veränderungsbegleiter. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin geht in eigener Geschwindigkeit durch diese Phasen. Seien Sie aufmerksam und achtsam. Active listening ist die Lösung.